Fragen zur Sensibilisierung
Eine informelle Runde, wie beispielsweise bei einer Kaffeepause, kann für gehörlose oder hörbehinderte Menschen eine Herausforderung sein. Small-Talk gelingt, wenn Sie sich der Person zuwenden und langsam und deutlich sprechen. Fragen Sie nach, ob Hochdeutsch oder Schweizerdeutsch besser verständlich ist. Soweit möglich, helfen Sie in einer Gesprächsrunde, eine Sprechdisziplin einzuhalten. Dabei sollte man nicht durcheinanderreden oder sich gegenseitig ins Wort fallen. Wird in einer Gesellschaft gelacht, so erklären Sie der Person mit Hörbehinderung die Pointe. Dadurch vermeiden Sie, dass sie sich ausgeschlossen fühlt.
In erster Linie ist es wichtig, dass Sie bei einer Vorstellung immer auch Ihren Namen sagen. Denn bei vielen Menschen mit Sehbehinderung ist der Hörsinn sehr gut trainiert. Sprechen Sie dabei weder lauter noch langsamer, sondern so, wie Sie mit jeder anderen Person auch sprechen würden. In der Regel gehört zu einer Begrüssung auch das Händeschütteln. Sollte Ihre vorgesetzte Person nicht von sich aus die Hand zur Begrüssung ausstrecken, ist es hilfreich darauf hinzuweisen, dass Sie ihr die Hand geben möchten.
Am besten senden Sie die Präsentation vorab an die Teilnehmenden, damit die Person mit Sehbehinderung diese auf ihrem Laptop mitnehmen kann und so mit ihren Hilfsmitteln Zugang hat. Achten Sie darauf, dass Bilder oder Grafiken auf der Folie selbst oder in den Notizen schriftlich erklärt werden. Bei der Präsentation ist es sehr hilfreich, wenn Sie wichtige Grafiken und Punkte, die Sie nicht erwähnen, in Worte fassen.
Viele Menschen im Rollstuhl kommen ohne fremde Hilfe zurecht oder fragen selbst um Hilfe. Einige schätzen es, wenn Hilfe angeboten wird, andere nicht. Wichtig ist, dass Sie nicht einfach ungefragt eingreifen, sondern zunächst fragen, ob und welche Art der Unterstützung die Person braucht. Falls keine Hilfe benötigt wird, sollten Sie das akzeptieren und sich nicht abgewiesen fühlen.
Grundsätzlich ist es wichtig, dass Sie sich bei einer Hilfestellung wohl fühlen und in der Lage sind, die Hilfestellung ausführen zu können. Kommunizieren Sie andernfalls klar Ihre Bedenken und suchen Sie gemeinsam nach einer Lösung. Sollten Sie trotz Unwohlsein Ihre Hilfe anbieten, kann das auch für die hilfesuchende Person unangenehm sein.
Meist spüren Teammitglieder sehr früh, wenn mit jemandem etwas nicht stimmt. Denn psychische Erkrankungen schlagen sich oftmals im zwischenmenschlichen Kontakt, im Verhalten und/oder in der Arbeitsleistung nieder. Auch wenn Sie sich unsicher oder überfordert fühlen, ist es empfehlenswert, das Gespräch zu suchen, um Ihre Unterstützung zu signalisieren. Sprechen Sie Ihre Wahrnehmung offen, respektvoll und höflich an und seien Sie offen für die Erklärungen und Vorschläge des Teammitglieds. Versuchen Sie, zuzuhören und auf ungefragte Ratschläge oder Phrasen wie «Das wird schon wieder» zu verzichten – sie helfen nicht und können im schlimmsten Fall dazu führen, dass sich das Gegenüber nicht ernst genommen fühlt.
Gehen Sie auf die Person zu und sprechen Sie offen an, dass Sie eine Veränderung bemerkt haben. Versuchen Sie, nicht vorwurfsvoll zu klingen und fragen Sie gegebenenfalls nach, wie es zu der Verhaltensänderung kam. Sprechen Sie Ihre Unsicherheit an und fragen Sie die Person, mit welchem Verhalten Ihrerseits sie sich am wohlsten fühlt. Wichtig: akzeptieren Sie es, wenn Ihr Gegenüber nicht offen mit Ihnen sprechen möchte.
Das Allerwichtigste ist, dass Sie Ruhe bewahren und bei der Person bleiben. Vermitteln Sie Halt und Nähe. Stellen Sie gefährliche Gegenstände weg und polstern Sie den Kopf weich. Fassen Sie der Person unter keinen Umständen in den Mund. Auch wenn epileptische Anfälle Unbehagen auslösen können, sind sie im Grunde kein medizinischer Notfall. Meistens hört ein Anfall nach einer bis zwei Minuten wieder auf und die betroffene Person trägt keinen Schaden davon. Dauert der Anfall länger als drei Minuten oder hat ein Sturz stattgefunden, sollten Sie den Krankenwagen rufen. In aller Regel haben Epileptikerinnen und Epileptiker allfällige Notfallmedikamente stets dabei und sollten vertraute Personen im Team darüber informieren, wo sie sich befinden und wie sie einzusetzen sind. Möchte die betroffene Person in jedem Fall, dass ein Krankenwagen gerufen wird, sollten Sie diesem Wunsch nachkommen.
Auch wenn es DIE autistische Person nicht gibt, so ist ein Grossraumbüro oftmals nicht der geeignete Arbeitsplatz. Viele Menschen im Autismus-Spektrum fühlen sich von Lärm und Trubel rasch überfordert. Auch ein Sitzungszimmer mit vielen Informationen an den Wänden kann zur Reizüberflutung führen. Sprechen Sie mit der Person offen darüber, was für eine Arbeitsumgebung sie benötigt, um arbeiten zu können und kommunizieren Sie das offen im Team.
Viele Menschen im Autismus-Spektrum haben eine besondere sensorische und motorische Verarbeitung, die entweder zu einer Über- oder Unterempfindlichkeit in Bezug auf die fünf Sinne führt. Für eine Person, die überempfindlich auf Lärm reagiert, ist beispielsweise ein Grossraumbüro ungeeignet oder sie sollte dann geräuschreduzierende Kopfhörer oder Ohrstöpsel tragen dürfen. Am besten, Sie fragen die Person, wie sie optimal arbeiten kann und versuchen, die Arbeitsumgebung den Bedürfnissen anzupassen.
Menschen mit Trisomie 21 haben oftmals herausragende emotionale Fähigkeiten. Meistens haben sie auch bereits als Kind gelernt, wo zwischenmenschliche Grenzen liegen. Wichtig ist deshalb in erster Linie, dass Sie Ihrem Teammitglied mit Trisomie 21 auf Augenhöhe begegnen und die Person ernst nehmen. Falls Ihnen die Umarmung unangenehm ist, nehmen Sie sie nicht einfach hin und melden Sie es zurück. Erklären Sie der Person, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, um Zuneigung auszudrücken.
Betroffene einer bipolaren Störung erleben depressive und manische Phasen im Wechsel. Während sie in einer depressiven Phase antriebslos und traurig erscheinen können, fühlen sie sich in der Manie oft unverhältnismässig energiegeladen und unbesiegbar. Für das Umfeld ist es schwierig nachzuvollziehen, mit welcher Intensität eine Manie einhergeht. Wichtig ist, freundlich zu bleiben und weiterhin auf Augenhöhe zu kommunizieren. Geben Sie Ihrem Gegenüber nicht das Gefühl, «unzurechnungsfähig» oder gar «verrückt» zu sein. Sprechen Sie ehrlich, aber sachlich an, wenn Ihnen das Verhalten der betroffenen Person Unbehagen bereitet, ohne ihr einen Vorwurf zu machen.
Für Menschen mit Essstörungen ist es oftmals sehr schwierig, über ihre Erkrankung zu sprechen. Deshalb ziehen sie sich oft zurück und nehmen an keinen Apéros oder Feiern teil. Dennoch ist es wichtig, das Gespräch zu suchen. Sprechen Sie dabei nicht direkt das Essverhalten der Person an und machen Sie keine Vorwürfe. Hilfreicher ist zu schildern, was Ihnen aufgefallen ist und wie Sie sich selbst mit der Situation fühlen. Fragen Sie, wie Sie helfen können und teilen Sie der Person mit, dass es verschiedene Anlaufstellen gibt, um sich Hilfe zu holen oder sich anonym auszutauschen.
Führungspersonen unterstützen ihre Mitarbeitenden mit ADHS am besten, indem sie offen nach ihren Bedürfnissen fragen und Verständnis für gewisse Strukturen und Routinen zeigen. So ist es für viele Mitarbeitende hilfreich, feste Zeiten für Aufgaben sowie auch Pausen einzuplanen. Rituale und Routinen helfen, einen klaren Tagesablauf zu schaffen und reduzieren zugleich Stress, wie auch Langeweile. Ebenfalls kann es helfen, wenn Sie als Führungsperson grosse Aufgaben in kleinere, leichter zu bewältigende Teile aufteilen, um Überforderung zu vermeiden.